Katrin Alvarez

Wenn Freiheit Farbe bekennt

2003

Katrin ist Autodidaktin, sie hat sich selbst geschult. Oder waren die Erfahrungen ihres Lebens ihre Lehrer? Wenn man die augenblickliche Kunstszene betrachtet, so wimmelt es von Autodidakten. Katrin hebt sich wohltuend von den meisten ab, denn sie kann zeichnen – sie kann malen.


Sie versteht es, mit der Farbe, mit der Form und mit den Bildstrukturen, den Materialien umzugehen. So setzt sie die Kunst dieses Handwerkes fort und verliert sich nicht im Banalen. Sie hat die Begabung, und sie nützt sie. Oder ist es vielleicht so, dass ihre bildhafte Darstellung einem Zwang folgt?

Modern ausgedrückt: Einer Obsession – was bedeutet, besessen zu sein? Es ist dies die beste Art, künstlerisch tätig zu sein: Schreiben, komponieren, bildhauern und malen zu müssen.

Dann lehnt sich das Tun nicht an Äußerlichkeiten an, dann folgt man nie und niemals nur einem kommerziellen Ziel. Vieles, was als moderne Kunst bezeichnet und gehandelt wird, ist seelenlos und zu oft auch geistlos. Pseudophilosophisch und arrogant, vergewaltigt durch den Kommerz. Publikumserfolg der diesjährigen Biennale ist die Plastikskulptur einer vermenschlichten Sau mit ihren durstigen Ferkeln. Was soll das? In Katrins Bildern finden Sie Figuren, die unwirklich sind und doch die Wirklichkeit eines Lebens wiedergeben. Es sind traumhaft umgedeutete, erlebte, erlittene Gefühle.
Es sind Gedanken, Schmerzen, Hoffnungen, Wünsche und Ängste. Sie werden eingebettet in Farben, in blumige Formen, um sie erträglich zu machen, um sie zu relativieren.

Die Angst als die Urtriebkraft, als Auslöser von Mythen und Religionen als Basis aller kulturellen Entwicklung. Nicht verdrängt, nicht weiter unterdrückt, sondern freigelassen, gemalt. Rufen und Verstummen, Polarisation der Gefühle, Kraftentwicklung und Energiefreisetzung. Bilder als Selbstauflösung, Zerreißungen, Zerstückelungen: der Selbsterkenntnis wegen. Solche Bilder kann man nicht planen wie ein Seebild oder eine Almhütte mit dem Watzmann im Hintergrund. Diese Bilder haben eine völlig andere Entstehungsart, eine zwanghafte Entwicklung. Sie entsprechen dem Umdeuten von Farben, dem Zerreißen von Formen aus innerem Anlass.

Hieronymus Bosch hat z.B. mit verschlüsselten Botschaften auf allgemeine menschliche Probleme hingewiesen.Mit der individuellen Verdeutlichung kam die Darstellung existenzieller Probleme auf. Wenn Sie sorgfältig diese Bilder betrachten – ohne auf Jahreszahl und Datum der Entstehung zu achten – werden Sie erkennen, wie sich auch das Erleben ändert. Wie Freiheit, Farbe und Farbe, Freiheit ergreift, wie Großzügigkeit in kleinen Formaten aufgeht, wie andere Räumlichkeiten entstehen.
Es ist noch vieles möglich, denn Kraft und Fantasie werden ausreichen!

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